Dortmund City 2023 31.10. Reformationstag und 1.11. Allerheiligen
Ich mache einen seltenen Friedhofsbesuch bei meiner Mama, die in –Dortmund Mitte, wo ich aufgewachsen bin, beigesetzt ist. Eine Zeitreise, hier bin ich groß geworden. Der Friedhof liegt in meinem Viertel von früher.
Der Dortmunder Südwest Friedhof liegt zentral, es ist ein sehr alter und großer Park mit unglaublich schönen Alleen und altem Baumbestand. Obwohl die Sonne heute nicht so sehr scheint, leuchtet der Friedhof in allen herbstlichen Farben, die Grabsteine sind teilweise verwittert und mit Moos bewachsen.
Die Stimmung ist friedlich, die Blätter wirbeln durch den Herbsttag und rascheln unter meinen Füßen.
Einige ältere Menschen sind schon früh unterwegs, viele mit Rollatoren, auf denen sie ihren Grabschmuck transportieren. Die Gräber werden liebevoll gereinigt, aufgeräumt und mit frischen Blumen und Grablichtern geschmückt.
Es ist heute Reformationstag, morgen der 1. November – Allerheiligen – ein katholischer Feiertag, in Ländern mit überwiegend katholischer Bevölkerung ist der Tag frei.
Meine Mama hat immer sehr viel Wert auf diese Grab -und Trauerkultur gelegt, so dass ich mich irgendwie verpflichtet fühle, auch ihr an diesem Tag einen frischen Strauß auf das kleine Grab zu legen.
Zeitreise: Als ich Kind war, sind wir gemeinsam auf den Friedhof meiner Großeltern gegangen und haben dieses Ritual alljährlich mit gefühlter Ehrfurcht gelebt.
Lange habe ich dieses Gefühl nicht mehr gehabt, aber heute Morgen war vieles so präsent. Vielleicht liegt es daran, dass ich auch langsam aber sicher älter werde, die Endlichkeit ist spürbar an diesem Ort.
Viele Gräber sind ungeschmückt, eine ältere Dame neben mir setzt ein paar Alpenveilchen von ihrem Grab auf ein anderes. Ich verstehe es erst falsch und frage sie warum sie das macht. Sie antwortet, dass zu dem Grab ganz hinten nie jemand kommt, so bringt sie ab und zu ein paar ältere Blümchen dorthin und schmückt das Grab ihrer Tochter frisch. Spontan beschließen wir die verwaisten Grabstellen ein wenig mit abgeschnittenen Hortensien zu schmücken, die uns die Friedhofsgärtner anbieten. Ein selten einträchtiges Bild. Überall prangen jetzt Hortensien, die im tiefen Altrosa noch eine Schönheit sind.
Ich finde es schön, dass wir noch eine Tradition haben, die uns die Möglichkeit öffnet an unsere Menschen zu denken, die uns so lange in unserem Leben begleitet haben. Zeitreise in unser Leben.
RiP all of you …
1 Kommentar
Liebe Ute,
Deine Stimmung und die auf dem Friedhof ist bei mir angekommen.
Du schreibst schön. Ich bin ja ein Tag , nach diesem katholischen Tag geboren.
Ich bin froh, das ich nicht auf dem 1. 11. geboren bin.
Lieber Gruß
Andrea