Die ganze Zeit schwirrt mir schon diese seltsame Floskel im Kopf herum.
Ich weiß gar nicht, warum ausgerechnet jetzt sich bei mir dieser Ausdruck mit dem Frühlingsgefühl vermischt. Wenn ich durch die Landschaft fahre, gerne durch das Münsterland, drängt sich gerade im Mai so ein intensives Grün in mein Bewusstsein, so grün wie nur Deutschland im Frühling sein kann.
Die frischen Blätter strotzen nur so in Grün, hell, fast gelb, neon kräftig, dunkler werdend. Grün ist halt nicht nur grün
Es ist eine einmalige kurze Zeit im Jahr, die soooo grün ist. Wir hatten genug Regen in den Wochen zuvor. Das gibt Kraft und genügend Wasser um die Felder und Wiesen zu füttern. Dieses Grün macht etwas mit mir, mit meiner Wahrnehmung. So saftig, so satt. So unendlich schön und beglückend wenn die schönen Alleen in Deutschland die Straßen umrahmen. Man möchte immer weiter fahren.
Blühende Sträucher, grasende Schafherden, die satt zu futtern finden. Glückliche Kühe.
Europa hat so viel zu bieten, ich reise immer gerne, freue mich über neue Eindrücke und Gefühle wenn ich in andere Länder komme.
Aber zu Hause ist es einfach nur so grün und wunderbar. Grün ist doch auch Hoffnung! Dass es so doch bliebe!
Welcher Kontrast, welches Paradoxon. Hier scheint auf den ersten Blick alles gut. Manchmal quetscht sich der lästige Gedanke in mein zufriedenes Bewusstsein, dass wir auf einer Insel leben. Noch ist alles friedlich und ein Großteil unserer Bevölkerung ist satt. Zu satt?!
Haben wir uns daran gewöhnt, dass die bizarren Bilder von zerstörten Städten und weinenden Kindern zu unserer Realität gehören, aber uns nicht wirklich mehr erreichen.
Wir leben in unserer Blase, wir genießen das Frühjahr während anderswo das blanke Entsetzen regiert.
Als ich angefangen habe irgendwann in diesem Blog meine Gedanken festzuhalten, wollte ich nicht politisch werden sondern nur meine ganz eigene Sicht auf meine Realität und Wahrnehmung teilen und in verschiedenen Bereichen sensibilisieren, vor allem für das Gute das uns hier in Deutschland immer noch widerfährt.
Mai – die grüne Oase Deutschland
Ich bin ein überwiegend positiver Mensch, lasse nicht gerne negative Gefühle oder Angst zu, weil ich es wichtig finde dass wir uns unser Leben so gut und so lange wie möglich schön gestalten. Etwas naiv, weiß ich auch. Weil man nicht alles ausblenden kann was vor sich geht.
Aber ohne Schutz der privilegierten Blase würde man durchdrehen.
Meine Generation hatte tatsächlich das Glück nahezu 70 Jahre unversehrt zu leben. Ich vergesse nicht die, die auch in dieser Gesellschaft am Rand stehen.
Ich bin unfassbar dankbar dafür, dass ich so überflüssiges wie einen grünen Mai bemerken darf und es genieße mit der Hoffnung für eine friedliche Welt.
Eure Ute