Wenn man den Rentnerstatus erreicht hat, kommt man ja auf viele neue Ideen, sofern man noch unerfüllte Wünsche mit sich herum trägt. So bei mir, die ich immer gerne kreativ unterwegs war, aber nie konsequent Zeit gefunden habe zwischen Job und Familie mal in Ruhe was auszuprobieren. -die Herausforderung heißt ; Malen kann jeder!
Irgendwie denkt man ja: „Kann ich sowieso nicht“, „ zu spät“ oder ähnliches.
Gut, wenn man spontan ist und es einfach macht. So bin ich mehr zufällig in einen Malkurs in unserer hiesigen VHS geraten. Die Tür zum Atelier stand offen, als ich eines Morgens zu meinem Sprachkurs wollte.
Ich fragte einfach, ob noch ein Platz frei wäre und bekam eine spontane Zusage für das nächste Semester. Also, dann man los. Farben, Leinwände und Pinsel hatte ich vor längerer Zeit schon mal geschenkt bekommen. Aber ich hatte keinen Plan. Nach frühen Versuchen im Zeichnen oder Seidenmalerei hatte ich gut 25 Jahre keine Farbe mehr auf Papier gebracht. Erinnerungen an meinen Kunstunterricht auf dem Gymnasium waren schleierhaft.
Egal, Versuch macht klug. Und: Malen kann jeder !
So begann ich im September letzten Jahres mit ersten naiven Schritten in die Malerei und wurde von einem erfahrenen Dozenten Schritt für Schritt in die Geheimnisse von Farbe und Motiv eingeführt. Der Kurs nennt sich „Spiel der Farben“ und findet in einem großen Atelier der VHS statt, große Fenster lassen Tageslicht herein. 12 große Arbeitstische stehen den TeilnehmerInnen zur Verfügung. Zur frühen Stunde um 9.oo Uhr trifft sich der illustre Kreis von TeilnehmerInnen in buntem Altersmix, die so nach und nach eintrudeln und ihre Malkoffer in aller Ruhe auspacken, Leinwände oder Blätter auf den Tischen oder an Staffeleien platzieren und entweder bereits begonnene Werke weiter bearbeiten oder erst Motive aussuchen, sich für Farben entscheiden und dann gezielt loslegen.
Manche bringen mit unendlicher Geduld phantastische Bilder auf die Leinwand, andere hauen aus dem Handgelenk mal eben was raus. Dabei werden Öl, Acyrl oder Aquarellfarben zum Einsatz gebracht.
Am Anfang des Kurses atme ich Bewunderung aus und kann mir nicht vorstellen dass ich jemals auch nur annähernd irgendetwas ähnlich Schönes zustande bringe. Malen kann jeder?
Alle sind unglaublich offen und hilfsbereit. Niemand belächelt meine naiven Versuche. Der fröhliche Künstler-Dozent erklärt mir viel und gibt mir Tipps wie ich ein Bild gestalte, worauf ich achten muss welche Materialien sich eignen etc.
Woche für Woche werde ich mutiger, auch wenn die anderen MitstreiterInnen teilweise so tolle Bilder malen, dass ich mich wirklich frage, wie sich so eine Begabung entwickeln kann.
Die Malerinnen und Maler kommen aus allen Lebensbereichen, Erzieherin, Lehrer, Pharmazeutisch- techn. Assistentin, Buchhalter, Dipl-Ökonom – alle haben irgendwann ihr Talent entdeckt. Die Gruppe ist fröhlich unterwegs, es wird viel gequatscht und gelacht, es gibt aber auch stille Phasen in den ich wie in einer Meditation ganz versunken in meine Arbeit bin.
Offen gestanden habe ich mich in meinem Leben nie viel für Kunst oder Kunstrichtungen interessiert.
Ich wusste wer Monet, da Vinci, van Gogh oder Rembrandt waren. Aber Ahnung von Kunst hatte ich nie. Heute faszinieren mich die Werke von einigen Künstlern, die tolle Bilder geschaffen haben und sich für mich plötzlich eine neue Welt öffnet. So habe ich z.B. von August Macke oder Emil Nolde Bilder zur Vorlage genommen und mich im „Nachmalen“ geübt. Die Ergebnisse sind ganz ordentlich geworden. Malen kann jeder…..
Ergo, mein Fazit: aus vollkommener Unerfahrenheit habe ich es geschafft mit toller Unterstützung in einem freien Raum mit unterschiedlichsten Menschen ein neues Hobby für mich zu finden.
Malen kann jeder! Es ist nicht die Frage, wie groß das Talent ist. Nur wie sehr man sich für eine Sache begeistern kann.
Danke an dieser Stelle an Rainer Manfrost für seine fröhliche Geduld und tolle Unterstützung.
Nächstes Mal will ich das Meer einfangen.
Freu mich schon.
(Alle Bilder sind original von mir erstellt und dürfen nicht ohne Zustimmung kopiert werden)